Corona und aufgefwärmtes Grillgut
Soviel Zeit ist vergangen, so viele Jahre ins Land gezogen und dennoch gibt es mich noch. Und es gibt Corona, etwas das noch vor 2 Jahren utopisch war, als wir alle unser mal mehr mal weniger unbeschwertes Leben genossen, mit sowas hat doch niemand gerechnet, oder? Aber Corona kam und mit dem Virus auch die Eintönigkeit, die Ängste und der Verlust.
Leider bin ich beruflich bedingt von Tag Null an mittendrin statt nur dabei, seit über einen Jahr gibt es für mich nur Corona auf der Arbeit mit all seinen widerlichen Facetten. Das zermürbt, macht Müde und nachdenklich. Ich habe weniger Zeit mich meinen Dämonen zu stellen aber die Zeit die mir bleibt ist nur gefüllt mit Leere. Das Kartenhaus welches ich mir aufgebaut haben um einen Neubeginn zu wagen ist mit Corona zusammengestürzt. Schließlich dürfen wir unsere Freunde nicht sehen, unseren Hobbys nicht fröhnen, leben Isoliert und zurückgezogen, der wöchentliche Supermarktbesuch ein Highlight.

Und mit der unnützen Zeit die ich nun habe, den schlaflosen Nächten und endlosen Tagen mit nichts weiterem als diesem Virus gefüllt, kehrte er zurück.
Zunächst nur in meinen Gedanken, Gedanken die mich beflügeln mich teilweise zum lächeln aber auch zum Nachdenken brachten. Und irgendwann kam der Mut, der Mut ihm zu schreiben, wir befinden uns alle in einer Ausnahmesituation, ist es da verwerflich einen Menschen nach seinem Wohlergehen zu fragen? Jemanden der einen sehr nah gestanden hat? Ich denke nicht.
Also schrieb ich ihm, irgendwann Ende Februar, ich fragte wie es ihm ergehe zu dieser verrückten Zeit, ob es ihm gut ginge. Aus der Frage wurde ein Dialog aus dem Dialog wieder mal ein warten auf Worte.
Worte die mir natürlich wieder schmeichelten er hatte so vieles nicht vergessen, wir schwelgten in Erinnerungen, ich war erstaunt wie viele Details er sich doch gemerkt hatte, was ihm etwas bedeutet hatte.
Kurz vor den Ostertagen beschloss er, nicht ich, das wir uns wiedersehen sollten. Unsere Hütte im Wald besuchen könnten, natürlich nur aus nostalgischen Gründen.
Ich maß dem Vorschlag nicht viel Bedeutung bei, war mir auch nicht wirklich sicher ob ich Ihn wiedersehen wollte, nach all der Zeit. Ich lebte doch gerade sehr gut damit, ihn verloren zu haben, es tat fast nicht mehr weh.
Aber er drängte auf ein Treffen, in seiner bestimmenden überzeugenden Art, Anweisungen in Großbuchstaben. So vertraut.
Und ich ließ mich drauf ein, mit Magenschmerzen, einem unguten Gefühl und zweifeln, so vielen Zweifeln.
Aber ich fuhr los, vor gut einer Woche, nach der Arbeit, Kleidung zum umziehen im Auto. Umziehen auf einem Parkplatz, mein Herz rast, springt mir fast aus dem Hals. Eine Kollegin ruft an während ich auf dem Weg zu ihm bin, ich will ihr nicht zuhören müssen, mir rauscht das Blut in den Ohren, ich muss nachdenken, eigentlich will ich garnicht zu ihm fahren.
Ich fahre auf die Autobahn, vor mir Stau, ich hasse Stau, jetzt kommt er mir gelegen, ich könnte ihm schreiben, dass ich es nicht schaffe wegen des Staus.
Meine Kollegin quatscht unerbitterlich weiter, der Stau löst sich auf, ich fahre weiter.
Mit nur 2 Minuten Verspätung treffe ich auf unserem alten Waldparkplatz ein, er ist nicht da, ich atme erleichtert auf, soll ich wieder fahren. Ich habe den Gedanken noch nicht zuende Gedacht da kommt er um die Ecke, fährt neben mein Auto, lächelt, das gleiche Lächeln wie immer, er steigt aus geht auf mein Auto zu, ich steige ebenfalls aus. Ein Blick, zurückhaltende Begrüßung, gehen wir zur Hütte.
Wir gehen nebeneinander zur Grillhütte, was tue ich hier??
Natürlich ist ziemlich viel los im Wald, hat doch seit Corona alle Welt nur noch ein Hobby, spazieren gehen. Aber die Hütte ist leer, unsere Hütte, sie sieht unverändert aus, ich weiß das, war ich doch selbst erst vor kurzem hier spazieren nur um mal zu gucken ob es die Hütte noch gibt. Das sag ich ihm aber nicht, behaupte nie wieder hier gewesen zu sein.
Wir gehen zur Hütte, lehnen uns an die staubigen Tische, reden, belanglos ebenso wie über das was hier mal war.....
Ich fühle mich unwohl, weiß nicht wie ich reagieren soll. Du siehst gut aus. Ich trage einen Rock und einen Pullover, hohe Stiefel meine Hände umklammern den Autoschlüssel, ich hab keine Tasche dabei, keine Taschen in meiner Kleidung. Er kommt mir näher, will ich das. Ich deute auf meinen Autoschlüssel und die FfP2 Maske die ich in der Hand halte, er nimmt mir beides aus der Hand verstaut es in einer seiner Jackentaschen. Das ist jetzt deine persönliche Tasche sagt er und grinst. Ich habe sein Lächeln so vermisst. Diese Vertrautheit.
Wir küssen uns, da sind schon wieder Spaziergänger, wir halten inne.
Als Diese weitergezogen sind, küssen wir uns erneut, er drückt sich an mich, ich spüre seine Erektion, seine Hand gleitet unter meinen Rock. Und dann geht alles recht schnell, wie immer, wie damals. Er zwingt mich in die Knie, ich komme seinem Wunsch nach, erkenne ihn, seinen Geruch, seinen Geschmack er ist immer noch der selbe. Er nimmt mich schnell und hart auf dem staubigen Tisch der Hütte. Viel zu schnell ist der Moment vorbei, aber was hatte ich auch anders erwartet. Wir sehen uns an, richten unsere Kleidung, wischen Spuren beiseite und gehen zum Parkplatz zurück. Er nimmt meine Schlüssel aus seiner Tasche, reicht sie mir.
Noch einige wenige persönliche Worte, seine letzten, "wir sehen uns".
Wir steigen ins Auto fahren unsere Wege.
Ich schäme mich, hab nicht das Feuerwerk gefühlt wie vor über 4 Jahren.
War das unser leb wohl und kein auf Wiedersehen?
Ich bin bereit damit zu leben, scheinbar schmeckt aufgewärmtes Essen nicht. Und dennoch freute ich mich über die Nachricht in der folgenden, dieser Woche, das es erfreut war mich wieder gesehen zu haben.
Und jetzt?? Jetzt warte ich wieder aber ohne Groll und Schmerz, ich empfinde nicht mehr wie zuvor. Auch eine Traum ist einmal ausgeträumt.
Corona öffnet vielen die Augen, zeigt uns eine andere Sicht auf viele Dinge.
Ich hoffe wir kommen heil daraus und irgendwann wird wieder alles "so wie es sein soll".




genium am 30.Apr 21  |  Permalink
Warten?
Worauf?
Auf ein weiteres Wiedersehen in dieser Art?
Das wäre wirklich nichts für mich,
denn ich lasse mich ungern benutzen.