Mittwoch, 11. April 2018
Bergab
Jeder Tag ein Kampf, jeden Morgen stehe ich auf, hoffe das der Morgen ruhig verläuft, die Kinder nicht streiten, meine Schmerzen nicht so schlimm sind wie am Tag zuvor. Ich fahre zur Arbeit und hoffe das nicht wieder irgendetwas schiefläuft, dass ich nicht wieder länger arbeiten muss und das die Schmerzen die ich mit der täglichen Dosis Pillen unterdrücke wegbleiben werden. Ich trage so viel Verantwortung alleine und doch bekomme ich nicht die entsprechende Anerkennung dafür, es fühlt sich falsch an. Trotzdem mache ich weiter, jeden Tag. Wenn es Zeit ist nach Hause zu gehen, geht es mir nicht besser, weil ich mich auf den Feierabend freue, denn ich weiß das zuhause noch mehr arbeite auf mich wartetet, der zweite und der dritte Job. Nicht zu vergessen der vierte denn ich als Mutter habe. Ich muss allen gerecht werden, jederzeit und immer alleine.
Ich habe mir im Büro die Sorgen meiner Kollegen angehört, kluge Ratschläge gegeben, zugehört oder mitgeschimpft. Meine Sorgen will keiner hören, ich funktioniere ja. Öfters in letzter Zeit stellte man mir lapidar die Frage „Alles Ok“, vermutlich weil man es mir ansieht, ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Und selbstverständlich habe ich eine Antwort gelogen. Ja klar, alles ok!!!
Ich renne 2- bis 3-mal die Woche manisch zum Sport, ich muss meinen Körper spüren die Anspannung loswerden aber die Wirkung lässt nach. Eigentlich habe ich gar nicht die Zeit dafür, ich gehe dorthin zwischen 3 Emails und Telefonaten vom Auto aus.
Aber ich kann nicht vor meinem Leben davonlaufen, egal wie schnell ich zu rennen versuche, ich trete auf der Stelle. Ich sehne mich so sehr nach einem anderen Leben, ein Leben das so unerreichbar ist.
Ich will kein Blitzableiter mehr sein für meine Kinder, denen ich nichts recht machen kann, selbst das Essen welches ich koche nach meinem ersten 8 Stunden Job ist nicht gut genug. Ich will nicht mehr die Launen meines Mannes ertragen, der nach Hause kommt und sich beschwert das er im Haushalt helfen muss, während ich meinen zweiten Job nachgehen muss. Ich will nicht erschöpft von all dem irgendwann zwischen 21 und 22 Uhr auf dem Sofa neben ihm sitzen und mir vorwerfen lassen was alles nicht gemacht wurde. Ich will nicht jeden Tag kämpfen und hoffen das irgendwann ein Wunder geschieht. Ich habe versucht daran zu glauben, eines heraufzubeschwören, positiv zu denken…. Es funktioniert nicht. Ich muss jeden Tag weiter kämpfen an allen Fronten bis ich keine Kraft mehr haben werden.
Das ist nicht mein Leben, ich habe ein anderes gesehen, durch IHN!!! Ich werde IHN immer lieben, auf eine gewisse Art werde ich dankbar sein und ein teil von mir wird ihn hassen. ER war mein Fangnetzt, die Luft die auch brauchte, wenn ich zu ersticken drohte, jetzt habe ich keine Sauerstoffflasche mehr, und falle ins Bodenlose……. Es gibt keinen Weg zurück aber der Weg nach vorne führt mich immer weiter hinab.